Freitag, 13. März 2009

Tertulia (1)


Bernardette kommt zu mir herüber. Tertulia!
Ich erzähle ihr meinen Traum von letzter Nacht:



- Darf ich Ihnen mein Herz zu Füßen legen.
- Wenn Sie mir meinen Fußboden nicht schmutzig machen.
-
Mein Herz ist rein.
- Das werden wir ja sehn.
-
Das ist ja ein Ziegelstein. Ihr Herz ist ein Ziegelstein.
- Aber es schlägt nur für Sie.

Ein wahrlich merkwürdiger Traum.
Ich reiße die Türen auf, damit der Wind herein kann und der Schrei der Welt.
- Mon dieu, sagt Bernardette. Das kommt mir doch bekannt vor.
- Wieso, sage ich, hast Du ähnliche Träume?
- Mais non, sagt Bernardette. Le texte! Ein Dramatiker, ich komme nicht auf seinen Namen.
- Tief im Herzen, sage ich, war er immer nur Poet.
Wir schweigen.

- Wo ist denn Karl, fragt Bernardette.
- Nach Madrid verreist, sage ich.
- Mon dieu,
sagt Bernardette, aber heute ist doch Freitag, der dreizehnte!
- Du meine Güte!, sage ich, aber Freitag ist immer noch besser als Dienstag! Wie heißt es so schön: En martes ni te cases ni te embarques.
- C'est vrai, sagt Bernardette, da haben wir nochmal Glück gehabt.
- Der Ingenieur war gestern da, sage ich.
Wir schweigen. Lange.

- Er will Sanchica ehelichen, sage ich, und seine Kompagnie Telephonica nennen oder Movistar, ich kann mich nicht erinnern.
- Mais, c'est ridicule!, ruft Bernardette.
Bernardette hat gut reden. Sie entkam der Ehe vor vielen Jahren durch einen mutigen Sprung aus dem Fenster. Seither hütet sie Kühe. Am Ende unserer Tertulia singen wir, wie wir es immer tun. Dindirindin, Tres morillas, solche Sachen. Oft auch BWV 226, darüber freut sich Bernardette besonders. Sie spielt sehr schön die Harfe.



Wenn nur Karl ungemordet und unberaubt zurückkehrt!
Paßt heute gut auf Euch auf!
Dulcinea

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