Freitag, 25. Dezember 2009

Besinnlich

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Are not the joys of morning sweeter
Than the joys of night?
And are the vigorous joys of youth
Ashamèd of the light?

Let age and sickness silent rob
The vineyards in the night;
But those who burn with vigorous youth
Pluck fruits before the light.

Sonntag, 29. November 2009

Halbzeit

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Das sind meine Jungs. Heute spielen sie wieder. Gerade ist Halbzeit! Verzeiht, ich muß sie jetzt weiter anfeuern. Drückt uns die Daumen!
Aufgeregte Grüße,
D.

Sonntag, 22. November 2009

De dreilose Glara

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Glara, das hätt'ch nie gedacht,

nie gedacht von dir,
daß dich gästern heemgebracht
hat ä Gawalier.

Wo de zu mir neilich ärscht

zärtlich warscht so sähr,

schworst mir, daß de meine wärscht!

Weeßte das nich mähr?


Weib, de hast mich schwer blamiert,

alles feixt mich aus,
weil de mich hast angeschmiert

gästern nacht vorsch Haus.


Duste sowas dir erloom

noch ä eenzches Mal,

gnibble ich mich an ä Boom

dief im Rosendal.

(1928)

Sonntag, 8. November 2009

Russisches Getreide


Diejenigen meiner Leser, die nicht auf dem Dorf gelebt haben, machen sich keine Vorstellung, wie reizvoll diese Fräulein auf dem Lande sind! In frischer Luft, im Schatten ihrer Apfelbäume erzogen, schöpfen sie ihr Wissen über Welt und Leben aus Büchern. Einsamkeit, Freiheit und Lektüre entwickeln bei ihnen frühzeitig Gefühle und Leidenschaften, die unseren Zerstreuung gewohnten Schönheiten unbekannt sind.




Für so ein Fräulein ist der Ton eines Glöckchens schon ein Abenteuer, eine Fahrt in die nächste Stadt gilt als Ereignis im Leben, und der Besuch eines Gastes hinterläßt eine lange, manchmal auch ewig währende Erinnerung. Natürlich steht es jedem frei, über manche ihrer Eigenheiten zu lachen, doch die Späße eines oberflächlichen Beobachters können ihre wesentlichen Vorzüge nicht zunichte machen, von denen der bedeutendste die Besonderheit des Charakters, die Originalität (individualité) ist, ohne die es, nach Meinung Jean Pauls, keine menschliche Größe gibt.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Akademie für Alte Musik

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Ses soupirs amoureux
après la princesse Dulcinée
*
Sanche Panse berné

Sonntag, 11. Oktober 2009

Mittwoch, 7. Oktober 2009

P.S.

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It may be believed that many are ignorant of the taste of water.

Montag, 21. September 2009

Montag, 7. September 2009

Ansichtssachen (1)


Lange habt Ihr nichts von mir gehört! Ihr wißt ja, daß ich beschäftigt bin. Aber heute ist etwas geschehen, das ich Euch dennoch mitteilen will. Post ist gekommen. Eine Ansichtskarte!

So sieht sie vorne aus:




Auf der Rückseite steht folgendes:

Man wird fragen, zu welchem Kapitel, welcher Szene, weshalb, zu welchem Zweck? Denn Kritiker wollen immer gern wissen, was ihnen die Komponisten selbst nicht sagen können, und die Kritiker verstehen oft kaum den zehnten Teil von dem, was sie besprechen. Himmel, wann endlich wird die Zeit kommen, wo man uns nicht mehr fragt, was wir gewollt mit unseren göttlichen Kompositionen; sucht die Quinten und laßt uns in Ruhe!
Eure Fortuna!

Ich finde den Text zwar sehr poetisch, aber ich verstehe ihn nicht ganz. Ich frage mich: was treibt Fortuna? Ihr erinnert Euch doch an Fortuna? Mein liebes Schwein, das mir Anfang Mai abhanden kam? Ist sie unter die Kritiker gegangen? Unter die Komponisten? Die Fotografen? Oder etwa unter die Satiriker? Ich bin nicht sicher.
Wir werden die nächste Ansichtskarte abwarten müssen.

Smart und gelassen.


Eine Erregung ergreift mich, wie ich sie zuletzt in den Monaten März, April und Mai verspürte. Der Sommer, er ist wirklich vorbei. Nun kommt der Herbst. Ich mag den Herbst sehr gern. Die Blätter färben sich und fallen. Es ist eine melancholische Jahreszeit. Eine nebelige Jahreszeit. Eine Jahreszeit, in der man viel Tee trinken sollte. Eine Jahreszeit, in der ich meine Schweine schlachten und pökeln werde. Im Oktober sind sie dran, Penélope, Napoleon und Berganza. Aurora wird geschont. Ich will sie gern behalten. Sie hat wirklich viel für mich getan, dieses Jahr. Und gemeinsam müssen wir ja auf Fortuna warten. Oder auf ihre Ansichtskarten.

Gehabt Euch wohl, wo immer Ihr gerade seid!

Auf bald!
Eure D.

Montag, 17. August 2009

Sonntag, 19. Juli 2009

Freitag, 3. Juli 2009

Alter Dialog


Bras Cubas . . . ?

Virgilia . . . .

Bras Cubas . . . . . . . . . . . . . . . . .
. . . . .
Virgilia . . . . . !

Bras Cubas . . . . . .

Virgilia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Bras Cubas . . . . . . . . . . . .

Virgilia . . . . . .

Bras Cubas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . ! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . !

Virgilia . . . . . . . . . . . . . . . ?

Bras Cubas . . . . . . !

Virgilia . . . . . . !

Mittwoch, 1. Juli 2009

Donnerstag, 18. Juni 2009

Fenster zur Welt

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Dieser Sommer südlich der eigenen Stadt. Die Ruinen haben scharf nachgezogene Linien wie von Canaletto, und eine Heiterkeit in b-Moll steigt mit den Dächern ins Frühlicht. Im Hintergrund seht Ihr den hellen Sandstein, der noch nachdunkeln wird. Auf ganz natürliche Weise. Manche Sachen dunkeln eben nach.
Manche nicht.
Das ist manchmal schwer zu durchschauen.

Es grüßt Euch herzlich
Dulcinea

Dienstag, 9. Juni 2009

Dulcineas neue Welten


Ihr hört nicht mehr so oft von mir und meinen Schweinen auf meinem Blog hier. Ich weiß.
Das hat seine Richtigkeit.
Ich breche gerade auf.



Zwischen Leyptzig im Norden und Plaun im Süden, zwischen Roda im Westen und Aldenburg im Osten werde ich viel Zeit verbringen, in der nächsten... Zeit. Aurora werde ich mitnehmen, denn ohne sie und ihr morgenrotes Grunzen kann ich einfach nicht mehr leben. Den Rest überlasse ich Karl. Vielleicht treffe ich unterwegs Fortuna. Sie hat noch nichts von sich hören lassen. Vielleicht begegne ich auch Sancho. Oder seinem Esel. Dann schreibe ich Euch eine Botschaft. Poetische Fundstücke werden weiterhin gepostet.
Ihr hört also von mir.
Macht Euch keine Sorgen.
Ihr findet mich.
Dulcinea

Freitag, 5. Juni 2009

P.S. VOL XVII MOT-ORM

NIGHTINGALE, the bird justly celebrated beyond all others by European writers for the admirable vocal powers which, during some weeks after its return from its winter-quarters in the south, it exercises at all hours of the day and night. The song itself is indescribable, though several attempts, from the time of Aristophanes to the present, have been made to express in syllables the sound of its many notes; and its effects on those that hear it depend so much on their personal disposition as to be as varied as are its tones. To some they suggest melancholy; and many poets have descanted on the bird (which they nearly always make of the feminine gender) leaning its breast against a thorn and pouring forth its melody in anguish. It is accordingly to be observed that the cock alone sings, and that there is no reason to suppose that the cause and intent of his song, unsurpassed though it be, differ in any respect from those of other birds' songs. Sadness, therefore, is certainly the last impelling sentiment that can be properly assigned in this case. In great contrast to the Nightingale's pre-eminent voice is the inconspicuous coloration of its plumage, which is alike in both sexes, and is of a reddish-brown above and dull grayish-white beneath, the breast being rather darker, and the rufous tail showing the only bright tint. The range of this bird in Europe has already been so fully described as to render a further account of it needless. The Nightingale reaches its English home about the middle of April, the males (as is usual among migratory birds) arriving some days before the females; and, often stopping on their way, letting their song be heard in places they do not habitually frequent, pass to their proper breeding-quarters. At this time they run very great danger from bird-catchers, for their capture is effected with facility, and it is painful to add that of those then caught, nine-tenths are said to die within a month. Fortunately for the species, it receives great protection from the practice of game-preserving, which guards from intrusion so many of the localities it affects, and there is probably no country in which the Nightingale breeds more abundantly and in greater security than in England. [...]

Sonntag, 31. Mai 2009

Desengaño


Zum Beispiel: in jedem Mai schlagen die Nachtigallen aufs neue in den Gärten des Nordens - warum? Singen, daß man vor Süße nicht einschlafen kann, und was weiß man über sie? Doch kaum den Ursprung des Namens, der in verschiedenen europäischen Sprachen andere Eigenschaften des Vogels unterstreicht.



Das deutsche Nachtigall bedeutet nichts anderes als... Nachtsängerin. Sehr poetisch sei das nicht, eine simple Berufsbezeichnung, ich habe mir schon immer Gedanken gemacht über den Realismussinn barbarischer Völker.



Dagegen, rossignol im Französischen, das ist ein anderer Klang. Und von geradezu poetischer Andächtigkeit ist das spanische ruiseñor. Die Eleganz der Nachtigall äußert sich nicht nur in ihrem Gesang, es zeigt sich auch daran, daß sie kühle und schattige Plätze bevorzugt, Bäume von einer gewissen Kultur, unter denen man wiederum in schlaflosen Nächten Sonette von Shakespeare zitieren könnte, im Original, schon um das wunderbare englische Wort nightingale aussprechen zu können.



Da ging die Jüngste vom Tisch mit der Bemerkung: Ich seh mal nach.
In diesem Lande, sagte es, da es mit Meyers Neuem Lexikon, Band 9, Lyna bis Nazor, zurückkam, sind deine Nachtigallen ausgestorben.
Das nennen wir:
Desengaño.

Ich hoffe, Ihr habt alle ein oder zwei wirklich gute Nachschlagewerke zu Hause. Enzyklopädien, mit denen Euch so etwas nicht passieren kann!



Das wünscht Euch
Dulcinea

Samstag, 23. Mai 2009

Bericht an eine Akademie (D)


Dresdens Dächer, denkmalgeschützt.



Darunter dreizehn Dienstmädchen:




Dezente Damen, deutlich dahinter.




Das Dresdner-Barockorchester dirigiert Durklänge.



Dresden, deine dreitausend Dichter!

Delfter Darstellungen, darunter:
DULCINEAS DREAM --



Du? Du? -- Dorian?
Dämmerung...
Dulcinea darbend. Durst!



Domecq!
Dann... diskrete Dunkelheit.
Durchwacht - durchdacht.

Darf das...
Dort! Dielen, daunenweich. Dämonisches Doppelwesen --
doch! doch!

Dieses Diesseits! deklamiert Dorian durchflutet.
Dann dümpelt Dorian davon. Durativ!

Denkend durchbraust, dankend durchatmet:
Dulcinea.

Montag, 18. Mai 2009

Lesung


Ihr könnt Euch sicher denken, daß unser Leben oft eintönig und trist dahinfließt, hier in El Toboso. Wir haben wenig Abwechslung. Daher freuen wir uns immer besonders, wenn uns ein junger Schriftsteller zu einer Lesung besuchen will!




Hier seht Ihr Bernardette, Karl und mich, wie wir damals voller Vorfreude auf Thomas Bernhard gewartet haben, der gerade in Madrid weilte. Er wollte uns etwas aus Der Untergeher vorlesen sowie aus seinem damals gerade neu erschienenen Buch. Meine Exemplare sind wieder so klein gesetzt, daß ich Schwierigkeiten beim Lesen habe, sogar mit Brille!
Jedoch, leider, er hatte dann doch keine Zeit. Er mußte viele Interviews geben, das ist klar, daß er da nicht kommen konnte.
Tja. Er hat uns aber einige seiner tieferen Einsichten per Videobotschaft übermittelt, das war damals ganz modern.



So verschaffen wir uns doch ab und an nette Abwechslung.
Es grüßt Euch herzlich
Dulcinea

Sonntag, 17. Mai 2009

Samstag, 16. Mai 2009

Makulaturblätter (2)


Ich bin wieder zu Hause!




Es war sehr schön, da draußen in der weiten Welt, aber ich habe meine Schweine, Hunde und den Esel auch ganz schön vermißt. Von Karl und den übrigen Töchtern einmal abgesehen.


Im Stall habe ich allerdings sofort Dinge entdeckt, die mir nicht gefallen. Ein neues Blatt ist aufgetaucht, mit dieser Schrift darauf, die angeblich von Berganza ist. Lächerlich!



Wie soll er das denn schreiben? Mit seinem gespaltenen Huf? Ich habe weder Tintenfaß noch Papier gefunden, und ich weiß immer noch nicht - und, um genau zu sein, immer weniger - wer ihm beim Verfassen eines solchen Unsinns helfen könnte.

Ich laufe zu Bernardette hinüber. Sie habe ich besonders vermißt.



Gemeinsam betrachten wir den Zettel.

Nach einiger Zeit
stimmt Bernardette leise, ganz leise das Si ambulem in medio umbre mortis an. Bald stimme ich ein.
So kann ich meine Sorgen doch noch einmal vertreiben.
Dulcinea

Dienstag, 12. Mai 2009

Gehörte Zeit


Musik macht einen fremd, obwohl ja alle dauernd Musik hören, der eine dies, der andre das, man kann sich ja kaum vor ihr retten, sie ertönt einfach überall, manchmal fast nur noch als Wummern von Bässen, und trotzdem: wenn man sie selbst erzeugt, die Musik, wird man dabei, auch für sich, gleichzeitig etwas Fremdes, nicht so fremd, wie die Komponisten es gewesen sind, aber doch, denn ihren Rufen folgt man schließlich, und wohin sie einen locken, das sollte man wissen, wenn man ordentlich geübt hat...




...aber wenn wir dort angelangt sind, dann bricht eben auf einmal dieser Boden unter uns ganz weg, wir sind selber ganz weg, und wir wissen, daß wir nicht mehr gemütlich unter uns sind, sondern daß das, was unter uns ist, sich bewegt - wie die Zeit. Keine Rettung.

Sonntag, 10. Mai 2009

Reisenotizen (4)


Überall hört man hier am frühen Abend Nachtigallen.



Das finde ich sehr schön, und sie singen herrlich.
Dulcinea

Samstag, 9. Mai 2009

Reisenotizen (3)


Überall haben die Linden hier Blüten angesetzt.



Das finde ich sehr schön, und es... duftet herrlich!
Dulcinea

Freitag, 8. Mai 2009

Reisenotizen (2)


Überall wächst hier Rhabarber.




Das finde ich sehr schön, und er duftet herrlich.
Dulcinea

Donnerstag, 7. Mai 2009

Reisenotizen (1)


Überall blüht hier Flieder.



Das finde ich sehr schön, und er duftet herrlich.
Dulcinea

Mittwoch, 6. Mai 2009

Ich möchte ziehn...


... in die Welt hinaus. Hinaus in die weite Welt!
O wackre heile Welt.


Ade, ade!


Zwangsvorstellung: Das Coupé mit jemandem teilen müssen, der gerade seine Doktorarbeit über das Thema "Das epische Theater und der Dramatiker Bertolt Brecht" vollendet hat.

Hoffentlich habe ich Glück. Ich, für meinen Teil, habe drei Bücher, zwei Aufsätze und eine Partitur dabei. In meiner Tasche, seht Ihr sie?
Vielleicht schicke ich Euch einmal eine Ansichtskarte.
Auf bald!
Dulcinea

Sonntag, 3. Mai 2009

Samstag, 2. Mai 2009

Universum (4)


Nun ist es also geschehen. Wovor ich mich insgeheim so sehr gefürchtet habe.
Aurora und Fortuna!
Fortuna und Aurora!



Es ist nur noch eine da, die andere ist fortgegangen. Fort von mir! Ein unglaublicher Vorfall. Hinaus in die weite Welt!



Ich mache mir große Sorgen. Was wird sie tun? Wohin wird sie sich wenden? Da draußen lauern zahlreiche Gefahren, von denen sie nichts wissen kann. Ich hoffe sehr, daß sie uns schreiben wird, daß sie uns Billette schicken wird von ihren Stationen, mir und...
Aurora?
Fortuna?

Nach längerem Nachdenken beschließe ich, daß das daheim gebliebene Schwein Aurora zu sein hat. Meine Morgenröte. Natürlich! As with rosy steps... Es war mir, solange ich denken kann, ohnehin immer das liebste Schwein. Desgleichen scheint es mir sinnvoller, das hinausgegangene Schwein Fortuna zu nennen. Das kann dort draußen nicht schaden.
Uns bleibt nichts weiter zu tun. Wir werden warten.



Ich blicke auf ein wahrhaftig bewegtes Schweinejahr zurück. Im Grunde genommen sind es ja nur ein paar Monate, aber bis auf meine berechenbaren, relativ prosaischen Naturen Penélope und Napoleon ist nichts, wie es eigentlich sein sollte. Zuerst die Geschichte mit Sancho und diesem Quijana, samt dem in Pflege genommenen Esel Paul. Erinnert Euch. Dann Sanchica, der Ingenieur und Movi-Estrella. Dann Schweine, die ihre Identitäten tauschen. Und dann Berganzas Lebensgeschichte. Ich bitte Euch! Was soll daraus noch werden?
Ich halte Ausschau.



Aber je länger ich schaue, und je länger ich nachdenke, um so klarer wird mir, daß eine gute Verwirrung doch mehr werth ist, als eine schlechte Ordnung.
In jedem Fall.
In diesem Sinne grüßt Euch
Dulcinea

Dienstag, 28. April 2009

Tertulia (3)


Bernardette kommt zu mir herüber. Tertulia! Endlich. Ich muß mit ihr reden. Irgendwie passieren Dinge in letzter Zeit, ohne daß sie eigentlich... passieren. Wie soll ich sagen? Ich beobachte meine Schweine. Alles normal. Der Esel. Gut geschnittene Hufnägel. Die Hunde. Sind ruhig.



- Mon dieu, sagt Bernardette. Was machst Du Dir für Sorgen! Brauchst Du Abwechslung, soll ich Dir ein paar meiner Maximen für Frauen vortragen?
- Deiner Maximen? frage ich.
- Alors, sagt Bernardette, als hätte sie das nicht gehört. Ihr sollt euch selbst getreu sein!
- Eine schöne Maxime, sage ich.
- Et après, fährt sie fort, Nummer drei. Ihr sollt euch von den Männern nicht imponieren lassen, Einzelfälle ausgenommen, die jedoch die Regel bestätigen. Der Mann ist an und für sich kein annehmbares Beispiel.

Natürlich glauben wir daran, daß wir die edleren, würdigeren, aristokratischeren, kurz -- die holderen Geschöpfe sind. Ihr kennt uns ja.



- Aber gibt es denn keine Hoffnung für den Mann, frage ich.
- Wenig, antwortet Bernardette.
- Es gibt doch nette Fußballspieler, wende ich ein.



Junge, gutaussehende Musiker.



Dirigenten.



Sänger.



- Gleichwohl! ruft Bernardette. Der Mann, als solcher, wird immer eine Passion mehr haben.
Darauf weiß ich keine Antwort.

Montag, 27. April 2009

Wörterbuch (3)



Life imitates art far more



than art imitates Life,
findet
Dulcinea

Freitag, 24. April 2009

Karl Mickel


Libation



Hör ich recht? der auf dem Bildschirm, aus

Spanien, sagt, was ich dem Freunde kürzlich
Vertrauete. So denkt der Mann in meinem

In seinem Kopfe ich. Ich goß ein wenig

Wein aus vor seinem Bild und sprach: Salute

Oder Prost. Mehr, als wir denken, sind wir.

Dienstag, 21. April 2009

Patria de Dulcinea (4)


Ihr fragt Euch vielleicht, was das Pökeln für eine Tätigkeit ist. Wieviel Konzentration man dazu braucht. Wie es so von der Hand geht. Darauf gibt es leider, wie auf vieles im Leben, keine einfache Antwort. Es kommt darauf an!



Ich habe Euch schon erzählt, daß wir am Anfang Fische gepökelt haben. Falls Ihr das für einfacher oder etwa poetischer haltet als das Schweinepökeln, dann muß ich Euch leider enttäuschen. Tief. Denn Fische pökeln, das ist so ziemlich das Schlimmste, was es gibt. Und nicht wegen des Geruchs, der einen natürlich auch verfolgt. Nein. Deswegen:



Seht Ihr, was mir da an den Händen klebt? Ja, eben! Schuppen! Die Schuppen sind das Problem. Man wird sie nicht mehr los. Sie kleben am Ende überall. Auf dem Fußboden. Auf den Messern. An den Sachen. In den Haaren. An der Salztüte. Auf den Armen. Das finde ich nicht schön. Stellt Euch vor, man geht zu einem lang erwarteten Stelldichein. Und gerade, wenn man so am Dahinschmelzen ist, fällt der Blick auf eine festgeklebte Fischschuppe! Ja. Da ist es dann vorbei mit der Poesie. Das ist klar.

Daher ist das Pökeln von Schweinen viel besser. Schweine haben keine Schuppen. Die Pökelteile sind größer. Gut, sie sind auch schwer. Aus diesem Grund mache ich oft Pökelpause, Ihr wißt es schon.




Was nun die Konzentration anbelangt: Ja, man braucht seine Sinne beieinander. Weil man sich im Salz nicht vergreifen darf. Man darf nicht zu viel nehmen, aber auch nicht zu wenig! Darin liegt die hohe Kunst des Pökelns. Im Auffinden des richtigen Maßes. Immer und immer wieder. Hier ist es beispielsweise mißlungen:



Nun muß ich zum Schluß aber noch einen unschätzbaren Vorteil des Pökelns erwähnen. Stellt Euch einmal vor, Euer Beruf wäre, zum Beispiel, das Schreiben. Diesen Anfang:



könntet Ihr natürlich vollständig vergessen, wenn Euch da zufällig
Tränen drauftropfen! Dieser schöne Buchstabe, aus dem vielleicht das Wort Arkadien werden sollte, oder Adagio, Apart, oder einfach ein Ach -- verwischt, verschwommen, verdorben! Pökelgut dagegen. Es wird durch Tränen nicht schlechter, sondern besser! Dies ist ein geheimnisvoller Zusammenhang, den ich noch nicht vollkommen durchschaut habe. Beim Nachdenken hilft mir dann das Musizieren.



Vor allem, wenn Marin vorbeikommt. Das ist wirklich ein Glück,
findet
Dulcinea