Dienstag, 21. April 2009

Patria de Dulcinea (4)


Ihr fragt Euch vielleicht, was das Pökeln für eine Tätigkeit ist. Wieviel Konzentration man dazu braucht. Wie es so von der Hand geht. Darauf gibt es leider, wie auf vieles im Leben, keine einfache Antwort. Es kommt darauf an!



Ich habe Euch schon erzählt, daß wir am Anfang Fische gepökelt haben. Falls Ihr das für einfacher oder etwa poetischer haltet als das Schweinepökeln, dann muß ich Euch leider enttäuschen. Tief. Denn Fische pökeln, das ist so ziemlich das Schlimmste, was es gibt. Und nicht wegen des Geruchs, der einen natürlich auch verfolgt. Nein. Deswegen:



Seht Ihr, was mir da an den Händen klebt? Ja, eben! Schuppen! Die Schuppen sind das Problem. Man wird sie nicht mehr los. Sie kleben am Ende überall. Auf dem Fußboden. Auf den Messern. An den Sachen. In den Haaren. An der Salztüte. Auf den Armen. Das finde ich nicht schön. Stellt Euch vor, man geht zu einem lang erwarteten Stelldichein. Und gerade, wenn man so am Dahinschmelzen ist, fällt der Blick auf eine festgeklebte Fischschuppe! Ja. Da ist es dann vorbei mit der Poesie. Das ist klar.

Daher ist das Pökeln von Schweinen viel besser. Schweine haben keine Schuppen. Die Pökelteile sind größer. Gut, sie sind auch schwer. Aus diesem Grund mache ich oft Pökelpause, Ihr wißt es schon.




Was nun die Konzentration anbelangt: Ja, man braucht seine Sinne beieinander. Weil man sich im Salz nicht vergreifen darf. Man darf nicht zu viel nehmen, aber auch nicht zu wenig! Darin liegt die hohe Kunst des Pökelns. Im Auffinden des richtigen Maßes. Immer und immer wieder. Hier ist es beispielsweise mißlungen:



Nun muß ich zum Schluß aber noch einen unschätzbaren Vorteil des Pökelns erwähnen. Stellt Euch einmal vor, Euer Beruf wäre, zum Beispiel, das Schreiben. Diesen Anfang:



könntet Ihr natürlich vollständig vergessen, wenn Euch da zufällig
Tränen drauftropfen! Dieser schöne Buchstabe, aus dem vielleicht das Wort Arkadien werden sollte, oder Adagio, Apart, oder einfach ein Ach -- verwischt, verschwommen, verdorben! Pökelgut dagegen. Es wird durch Tränen nicht schlechter, sondern besser! Dies ist ein geheimnisvoller Zusammenhang, den ich noch nicht vollkommen durchschaut habe. Beim Nachdenken hilft mir dann das Musizieren.



Vor allem, wenn Marin vorbeikommt. Das ist wirklich ein Glück,
findet
Dulcinea

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen