Freitag, 3. April 2009

Patria de Dulcinea (3)

Das Problem ist gar nicht, daß wir Pöklerinnen nicht schön sind. Sicher, es gibt solche und solche. Arbeitende Landfrauen, Müllerinnen, Fischerinnen, Pöklerinnen, haben immer rauhe Hände, beispielsweise. Aber bevor wir unsere sieben Kinder kriegen, sind wir doch meist sehr schön.



Das Problem ist auch nicht, daß es Vorurteile gegen meinen Berufsstand gäbe. Sicher, die Poesie von Schweinen hat bislang noch kaum einer erkannt. Ich denke, ich sollte darüber einst ein Poem verfassen. Denn selbst in moderner Zeit werden Schweine in manchen Machwerken verzerrt und häßlich dargestellt. Aber den Schinken, den mögen dann doch alle! Nun ja.



Nein. Das Problem liegt ganz woanders. Das Problem ist, daß es bei uns so wenig Wasser gibt. Die Mancha ist so kärglich, so trocken! Bernardette beschwert sich oft, daß nicht einmal richtiger Klee gedeiht, für die Kühe. Hätten wir doch Bächlein! Bächlein!



Denn es weiß eine jede: frische, wunderhelle Bächlein bringen viele wandernde Junggesellen des Wegs. Wer wandert, der sucht sich lieber einen schattigen Weg am Bach,



als einen Weg in der prallen Sonne über die Hügel der Mancha!



Ach! Wie gern hätten wir sie, die Bächlein!
Ach! Wie gern hätten wir sie, die Junggesellen!
Die sängen:

Ist das denn meine Straße?
O Bächlein, sprich, wohin?
Du hast mit deinem Rauschen
Mir ganz berauscht den Sinn.



Es ist der Bach. Der Bach!
Der Bach ist das Problem.

Nun stellt Euch einmal vor, ein einsamer Wanderer würde sich doch einmal in unsere kärgliche Mancha verirren. Er käme über die Hügel, erwartungsfroh, er sähe meinen Hof, er hörte die Schweine grunzen und die Vögelein singen. Und dann sähe er mich und sagte sich:

O Vöglein meiner Liebe,
Was bist Du wunderlich!
Will's ja nicht weitersagen,
Sag, Vöglein, liebt sie mich?

Ich würde doch dahinschmelzen! Das ist ja das Problem. Kein Jäger der Welt könnte mich davon abhalten, diesen Wanderer zu erhören. Sofort und auf der Stelle! Alle Wanderer! Die kämen! Aber es kommen keine. Daraus folgt auch, daß etwaige Wanderer nun gar nicht mehr folgende Zeilen singen:



Ich möchte liegen vor ihrer Tür.
In Sturm und Regen und Schnee.
Und singen ganz leise bei Tag und Nacht
Das eine Wörtchen: Ade!

Wo ist da die Romantik, bitte, wenn das nicht mehr gesungen wird? Wenn nicht mehr gelitten wird? Und schließlich würden sich diese Wanderer ja auch gar nicht ertränken. Wo denn! Kein Bach könnte ihnen ein Wiegenlied singen!



Es ist der Bach. Der Bach!
Der Bach ist das Problem.

Deshalb, allein deshalb, wird es niemals Hohelieder auf "Die schöne Pöklerin" geben. Und auch nicht auf "Die schöne Windmüllerin". Wegen dieser verfluchten Trockenheit. Denn für die Liebe ist zumindest ein klein wenig Feuchtigkeit notwendig. Die Liebe, erst recht die unerfüllte, gedeiht besser an Bächen.


Und an großen Flüssen. Das wißt Ihr ja.

In diesem Sinne grüßt Euch,
Dulcinea

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