Montag, 30. März 2009

Ein Garten im Norden


Ich hatte einst ein schönes Vaterland.
Der Eichenbaum
Wuchs dort so hoch, die Veilchen nickten sanft.
Es war ein Traum.


Das küßte mich auf deutsch, und sprach auf deutsch
(Man glaubt es kaum,
Wie gut es klang) das Wort: »ich liebe dich!«
Es war ein Traum.

Freitag, 27. März 2009

Bericht an eine Akademie (A)


Am Anfang aber, als alle andern Akademiker allenfalls artig angstvoll aneckten, allein als antidoktrinär ausgerissen:
Alexander.



Alexanders Aufbruch!
Alexanders Avancen!

Alexanders Aventüren!

Allabendliche Anbetungen: Agathe, Amalie, Apollonia, Aurora (Aurora?
), Antonia, Arabella, Agnes and Anna!
Alle angehimmelt, alle.
Ach-ja.
Alle angeschmiegt. Ah!
Alle angefaßt!
Aha!
Alle angefeuert! Aaaa!

Alle acht?
Anda-ya!

Aber ach!
Allzuviel Ärger.

Aufgepaßt, Alexander!
Allgemeingültiger Arm, angerufen anderntags, aufmerksam anrückt.



- Aber, aber!
- Ay! Ay!
- Ach! Ach!
- Andante! Andante! äußern acht angehende Ammen.
Aussichtslos.



Alexander, antidoktrinärer Akademiker, ausgetrieben.
Auf-immer.
Adieu, Alexander!

Donnerstag, 26. März 2009

P.S.

Schaut einmal, welch schöne Sendung mein Postengel heute um 21 Uhr gebracht hat:



Die Sendung war, wie immer, sehr sorgenvoll verpackt. Gut, dafür kann der Postengel nichts. Trotzdem. Was wären wir ohne ihn?

Mittwoch, 25. März 2009

Tertulia (2)


Bernardette kommt zu mir herüber. Tertulia!
Endlich! Ich muß mit ihr reden.
Ich erzähle Bernardette von den jüngsten Begebenheiten. Daß Aurora jetzt Fortuna ist und Fortuna Aurora, beispielsweise.
- Mon dieu, sagt Bernardette, c'est ridicule. Man kann sie doch sehr gut auseinanderhalten!
- Konnte, sage ich. Sie sind sich ähnlicher geworden. Ich weiß nicht, wie sie es machen.



Daß Berganza, offenbar mit fremder Hilfe, seine Lebensansichten aufschreibt. Daß ich oft über die Poesie und den Zusammenhang der Zusammenhänge nachdenke.
Davon, daß im Buch der Ordnungen Seiten fehlen. Die herausgerissen wurden.



- Mon dieu, sagt Bernardette. Das kommt mir aber doch bekannt vor.
- Wieso, sage ich, denkst Du denn auch über die Poesie und die Zusammenhänge nach?
- Nein, sagt Bernardette. Mais, das mit den Ordnungen... das hab ich
irgendwo gelesen.
- Ja, sage ich, es steht in einem wirklich bemerkenswerten, poetischen und sehr scharfsinnigen Buch.
- Du bist nicht objektiv, sagt Bernardette.
- Ich muß es nicht sein, sage ich.
Wir schweigen.



- Und je länger und genauer man auf diese Zusammenhänge schaut, sage ich nach einer Weile, um so größer wird das Zeichengeflecht und um so verzwickter die Verbindungen! Man guckt wie mit der Lupe ins Universum. Das größer wird.
- Ma chérie, sagt Bernardette, dieses Universum. Das war doch schon vorher da, avant que Du hast hingeschaut!
- Da bin ich mir nicht so sicher, sage ich.

Am Ende singen wir das Dona nobis pacem aus der Messe C-Dur (op. 86). Bernardette mag es sehr gern. Und ich mag Bernardette sehr gern. Das ist mal ein einfacher Zusammenhang
.
Dulcinea

Wörterbuch (2)


Manchmal können wir gar nicht mehr begreifen, wie unsere Zusammenhänge alle... nun ja, zusammenhängen.
Vom Übereinander ist uns alles ins Nebeneinander umgekippt. Das ist verwirrend.



Aber es gibt sie doch!

Die Harmonielehre.



Die Stillen Ordnungen in der Enzyklopädie der Zeichen.



Man muß nur ganz genau hinschauen und hinhören, dann erkennt man sofort das große Versprechen, die unbändige Freiheit, die im scheinbar absichtslosen, unkontrollierten Nebeneinander steckt. Das Suchen hat hier, beispielsweise, gar keinen Sinn. Nur das Finden. Und das sich Finden lassen. Wie in einem Lexikon-Roman. Ist das nicht herrlich?
Einen schönen Gruß.
Dulcinea

Sonntag, 22. März 2009

Makulaturblätter (1)


Man weiß wirklich nie, was das Schicksal mit einem vorhat.

Am Wochenende habe ich den Stall aufgeräumt. Und wißt Ihr, was ich gefunden habe? Schaut einmal:



Du meine Güte! Berganza - eine romantische Seele? Nie und nimmer! Ein Genie? Du liebes bißchen! Seine Lebensgeschichte? Worüber will er denn schreiben? Und: womit? Ich kann weder Tintenfaß noch Papier finden. Hat er Verbündete? Aurora und Fortuna sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt (ich mache mir Sorgen). Penélope und Napoleon sind auch mit sich selbst beschäftigt (ich mache mir keine Sorgen). Karl? Ausgeschlossen. Meine Töchter? Auch ausgeschlossen, die meisten von ihnen wissen mit Tintenfaß und Papier ja nichts anzufangen. Diogenes und Lene Voigt? Sie verachten Berganza. Paul? Ich weiß es nicht, aber ich werde auf jeden Fall ein Auge darauf haben müssen.

Ich hole meine Harfe



und singe El Mariner. Das beruhigt ungemein. Was ist denn bloß los dieses Jahr?
Das fragt sich
Eure Dulcinea

Begegnung

Samstag, 21. März 2009

Patria de Dulcinea (1)


Salz, das ist ja gar nicht gut für die Haut. Salz zieht Wasser, wißt Ihr? Die Hände werden davon ganz trocken und bekommen so häßliche Risse. Meine Vorfahren hatten es da viel besser. Die pökelten überhaupt nicht. Die wohnten im Süden von Spanien und ließen sich's wohl sein. Die hatten vom Pökeln nicht die geringste Ahnung!

Aber dann sind wir eines schönen Tages vertrieben worden. Aus dem Süden. Aus Granada. Und sind in die Mancha gekommen. Eine wirklich kärgliche, arme Gegend. Wir haben angefangen, Fisch zu pökeln.



Pökelfisch, den man in Kastilien Kabeljau, in Andalusien Schellfisch und anderswo mal Stockfisch, mal Zwergdorsch nennt. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, hat man uns in penetranter Weise immerzu dieses Buch hier unter die Nase gehalten:



Ob wir uns nun endlich dazu bekennen?
Zu diesem Buch?
Zu den Lehren darin?
Und wir sagten: Ja, ja! Wir bekennen uns! In Gottes Namen.



Dann haben wir angefangen, Schweine zu halten und zu pökeln. Viele Schweine. Das macht sich sehr gut. Das sieht gut aus. Gläubig, sozusagen. Klar haben wir hier in El Toboso auch diese schönen Tonkrüge hergestellt. Aber doch vor allem Schweine gehalten. Am Anfang haben wir selbst ja kaum davon gegessen. Jetzt ist das alles anders geworden, und meine sieben Töchter lieben den Schinken, den wir herstellen.

Wenn wir mal Pökelpause brauchen, hole ich mir Bernardette und unseren Hirtenjungen herbei.
Dann intonieren wir Short Ride in a Fast Machine, solche Sachen.



Und lassen den Tag inspiriert ausklingen.
Es grüßt herzlich,
Dulcinea

Mittwoch, 18. März 2009

Universum (3)


Das ist mir noch nie passiert, in all den Jahren!
Aurora und Fortuna!
Fortuna und Aurora!
Ich kann sie nicht mehr auseinanderhalten!
Heute kam eins meiner Lieblinge angelaufen:




Aurora, sage ich, meine romantische Seele, wie geht es Dir? Was macht Deine musische Bildung? Wollen wir etwas singen? Vielleicht den einen oder anderen Choral aus BWV 244
? Nr. 9e? Wir sind doch etwas hinterher.
Fortuna (?) grunzt mich verächtlich an und galoppiert -- wie ich meine, triumphierend -- davon.


Ich laufe zu Karl und sage:



- Karl! Ich kann Aurora und Fortuna nicht mehr auseinanderhalten! Ich glaube, sie haben ihre Identitäten vertauscht! Absichtlich!

Karl schaut mich an und geht -- wie ich meine, triumphierend -- davon.

Am Abend finde ich Unterlagen im Stall.
Diese Aufnahme:



Und diese:




Jetzt mache ich mir große Sorgen. Was haben meine rosa Lieblinge vor?
Um mich etwas zu beruhigen, spiele ich das Clarinet Concerto von 1950
. Und fünf Variationen eines Shakerthemas. Dann geht es wieder.



Noch niemals hatte ich so kluge Schweine.

Bona nit, wo immer Ihr seid,
wünscht Euch
Dulcinea

Sonntag, 15. März 2009

Wörterbuch (1)




Next millennium you'll have to search quite hard
to find my slab behind the family dead,
butcher, publican, and baker, now me, bard
adding poetry to their beef, beer and bread.


With Byron three graves on I'll not go short
of company, and Wordsworth's opposite.
That's two peers already, of a sort,
and we'll all be thrown together if the pit,

whose galleries once ran beneath this plot,
causes the distinguished dead to drop
into the rabblement of bone and rot,
shored slack, crushed shale, smashed prop.



Wordsworth built church organs, Byron tanned
luggage cowhide in the age of steam,
and knew their place of rest before the land
caves in on the lowest worked-out seam.
This graveyard on the brink of Beeston Hill's
the place I may well rest if there's a spot
under the rose roots and the daffodils
by which dad dignified the family plot.



If buried ashes saw then I'd survey
the places I learned Latin, and learned Greek,
and left, the ground where Leeds United play
but disappoint their fans week after week,

which makes them lose their sense of self-esteem
and taking a short cut home through these graves here
they reassert the glory of their team
by spraying words on tombstones, pissed on beer.



This graveyard stands above a worked-out pit.
Subsidence makes the obelisks all list.
One leaning left's marked FUCK, one right's marked SHIT
sprayed by some peeved supporter who was pissed.



The language of this graveyard ranges from
a bit of Latin for a former Mayor
or those who laid their lives down at the Somme,
the hymnal fragments and the gilded prayer,

how people 'fell asleep in the Good Lord',
brief chisellable bits from the good book
and rhymes whatever length they could afford,
to CUNT, PISS, SHIT and (mostly) FUCK!



Soweit dieses wunderbare Poem -- weiter kann ich es
leider nicht rezitieren. Es ist aber noch viel,
viel länger. Schön, nicht?
Dulcinea

Freitag, 13. März 2009

Tertulia (1)


Bernardette kommt zu mir herüber. Tertulia!
Ich erzähle ihr meinen Traum von letzter Nacht:



- Darf ich Ihnen mein Herz zu Füßen legen.
- Wenn Sie mir meinen Fußboden nicht schmutzig machen.
-
Mein Herz ist rein.
- Das werden wir ja sehn.
-
Das ist ja ein Ziegelstein. Ihr Herz ist ein Ziegelstein.
- Aber es schlägt nur für Sie.

Ein wahrlich merkwürdiger Traum.
Ich reiße die Türen auf, damit der Wind herein kann und der Schrei der Welt.
- Mon dieu, sagt Bernardette. Das kommt mir doch bekannt vor.
- Wieso, sage ich, hast Du ähnliche Träume?
- Mais non, sagt Bernardette. Le texte! Ein Dramatiker, ich komme nicht auf seinen Namen.
- Tief im Herzen, sage ich, war er immer nur Poet.
Wir schweigen.

- Wo ist denn Karl, fragt Bernardette.
- Nach Madrid verreist, sage ich.
- Mon dieu,
sagt Bernardette, aber heute ist doch Freitag, der dreizehnte!
- Du meine Güte!, sage ich, aber Freitag ist immer noch besser als Dienstag! Wie heißt es so schön: En martes ni te cases ni te embarques.
- C'est vrai, sagt Bernardette, da haben wir nochmal Glück gehabt.
- Der Ingenieur war gestern da, sage ich.
Wir schweigen. Lange.

- Er will Sanchica ehelichen, sage ich, und seine Kompagnie Telephonica nennen oder Movistar, ich kann mich nicht erinnern.
- Mais, c'est ridicule!, ruft Bernardette.
Bernardette hat gut reden. Sie entkam der Ehe vor vielen Jahren durch einen mutigen Sprung aus dem Fenster. Seither hütet sie Kühe. Am Ende unserer Tertulia singen wir, wie wir es immer tun. Dindirindin, Tres morillas, solche Sachen. Oft auch BWV 226, darüber freut sich Bernardette besonders. Sie spielt sehr schön die Harfe.



Wenn nur Karl ungemordet und unberaubt zurückkehrt!
Paßt heute gut auf Euch auf!
Dulcinea

Mittwoch, 11. März 2009

Alle Seelen (2)


Teresa kommt glücklich nach El Toboso herüber.
- Sancho ist wieder da, sage ich.
- Ach wo, sagt Teresa. Sancho! Jemand anders ist gekommen. Du wirst Dich freuen!
Ich überlege. Eigentlich kenne ich nicht viele Leute, über deren Ankunft ich mich freuen würde. Meine Schweine sind alle da, ebenso Diogenes und Lene Voigt und neuerdings der Esel Paul, der auch ganz zufrieden scheint, und dessen Hufnägel bestens in Form sind. Ich wüßte nicht...
- Der Ingenieur!, sagt Teresa. Estanebein!
Ich werde ohnmächtig.



- Wir bekommen Telephon, sagt Teresa.
- Schön, erwidere ich schwach.
- Sanchica hat sich schon in ihn verliebt, sagt Teresa. Zumindest will sie jetzt nicht mehr zum Film, Movistar werden.
- Schön, erwidere ich schwach.
- Sie will das Ferkel jetzt Telephon nennen.
- Wie?, erwidere ich schwach.
- Zu Ehren des Fortschritts, Du weißt schon.
Ich finde, Telephon ist kein Name für ein Schwein, wirklich nicht. Aber das sage ich nicht. Ich sage:
- Nennt es doch lieber Telephönchen, Telephoncita.
- Ja, sagt Teresa,
das ist gut. Telephonica! Zu Ehren Estanebeins.
- Zu Ehren Estanebeins, erwidere ich schwach.



- Estanebein gefiel übrigens der Name Movistar sehr gut, sagt Teresa. Er meint, vielleicht wird er diesen Namen noch einmal verwenden für seine Telephonkompagnie.
- Schön, erwidere ich schwach.
- Und morgen kommen wir Dich alle besuchen.
Ich werde ohnmächtig. Ihn noch einmal wiederzusehen! Verzeiht mir, ich kann nicht weiterschreiben...
Dulcinea

Dienstag, 10. März 2009

Die Bauern im Kino

Teresa kommt vollkommen aufgelöst nach El Toboso herüber.
- Sie hat ein Ferkel Movistar genannt, MOVISTAR, sagt sie aufgebracht.

- Wer, frage ich.

- Wer, wer! ruft Teresa. Sanchica natürlich, sie hat eins unsrer neuen Ferkel Movistar genannt.

- Hast Du Nachrichten von Sancho, frage ich.



- Ich bitte dich, Aldonza! sagt Teresa.

Sie nennt mich sonst nie Aldonza. Die Lage ist ernst.

- Movistar, wiederholt sie und schüttelt den Kopf.
- Das klingt doch nett, sage ich. Verträumt. Star, ist das nicht der Stern? La Estrella?

- Sanchica war neulich im Kino, sagt Teresa. Seitdem hat sie Flausen im Kopf.

- Haben wir ein Kino, frage ich.

- Bauernkino, sagt Teresa.
Ich war auch dort.



- Nimm es nicht so schwer, sage ich. Teresa! Nicht alle Schweine können Fortuna oder Aurora heißen.
Sie schaut mich lange an.
- Sanchica sagt, Movistar sei etwas ganz besonderes, und sie wolle es auch werden.

Jetzt verliere ich den Faden. Ich wünschte, Bernardette wäre hier.

- Sie will zum Film, verstehst Du? Schauspielerin will sie werden, sagt Teresa.

- Du meine Güte!, sage ich.

- Ja, sagt Teresa.

Wir schweigen.

Das wird Sancho nicht gefallen, wenn er nach Hause zurückkehrt, woran ich übrigens fest glaube. Denn mit diesem Quijana wird er ja nicht ewig unterwegs sein.
Oder?
Eure Dulcinea

Erste Nachtwache


Bernardette sagt:
- Pardon, ma petite, mais Du solltest früher ins Bett gehen, damit das Pökeln nicht leidet.
Bernardette hat gut reden! Poetisch toll ist allein die Nacht -- der Tag ist prosaisch, hell und langweilig! Glaubt Ihr, Melencolia hätte tagsüber draußen in der Sonne gesessen und nachgedacht?



Sieht nicht so aus.

Wir Spanier machen es da schon richtig: wir schlafen tagsüber, wenn es geht.
- Merci, sage ich, aber ich habe bislang noch keine Beschwerden erhalten, wegen des Pökelns.

Hier seht Ihr mich, wie ich normalerweise zu später Stunde noch lese:




Typischerweise die Neue Rheinische Zeitung oder etwas ähnliches. Wenn dann die Morgenröte aufzieht und meine Schweine anfangen zu grunzen, sind die poetischsten Stunden der Nacht durchschritten.

In diesem Sinne grüßt Euch herzlich,
Dulcinea

Sonntag, 8. März 2009

Frauentags Ende


Teresa kommt vollkommen aufgelöst nach El Toboso herüber.
- Sancho ist weg, sagt sie. Über Nacht. Mit dem Esel.
- Er kehrt sicher bald zurück, sage ich.
- Nein, sagt Teresa,
diesmal nicht. Er hat Zwerchsack und Lederflasche mitgenommen.
- Ist er etwa mit diesem Quesada unterwegs, frage ich.

- Er nennt sich
Quijote, sagt sie.
- Du meine Güte!, sage ich.

- Ja, sagt Teresa.
Wir schweigen.



Schließlich fragt Teresa:

- Kannst Du auf Paul aufpassen?

- Wer ist Paul, frage ich.

- Sanchos Esel, sagt Teresa. Er liegt hinten bei den Schweinen.



- Sanchos Esel, sage ich. Ich denke, auf dem ist er fortgeritten.
Sie schaut mich lange an.
- Wir haben... wir hatten
zwei, sagt sie. Dann bricht sie in Tränen aus.
- Mach Dir keine Sorgen, tröste ich sie. Natürlich kann ich auf ihn aufpassen.
- Sanchica und ich behalten die Schweine, sagt Teresa. Schneide dem Esel nur immer die Zehennägel, das ist wichtig.

- Die Hufnägel, sage ich. Ich weiß, was Du meinst.

- Ja, sagt sie, damit er noch recht weit laufen kann.

Das will ich tun. Bis zu Sanchos Wiederkehr, an die ich fest glaube
. Denn mit diesem Quijada wird er ja nicht ewig unterwegs sein.
Oder?
Eure Dulcinea

Samstag, 7. März 2009

Alle Seelen (1)


Wie Ihr wißt, hatte ich früher, als junges Mädchen, häufig netten Herrenbesuch, namentlich in Barcelona. Einer meiner Verehrer war F.




Ein ernster junger Mann! Hauslehrer. Doch voller Poesie. Es waren wunderbare Zeiten. Hier seht Ihr ihn mit einem Brief von mir in Händen, von denen wir uns sehr, sehr viele geschrieben haben und die ich noch immer aufbewahre. Einst unternahmen wir sogar eine empfindsame Reise im Automobil.



Doch nach drei Monaten zerbrach unsere Liebe. Wegen eines Füllfederhalters. Eines Montblanc, den F. für sich beanspruchte, um seine Poeme zu schreiben (wie er sagte), den ich jedoch nicht gewillt war, herzugeben. Dies ist das letzte Billett, das ich mit eben jener Feder an ihn schrieb:



"Adieu!"

Sehr schade um ihn. Gleichwohl wünsche ich Euch eine gute Nacht und schöne Träume.
Dulcinea

Freitag, 6. März 2009

Flegeljahre


Unsere Schweine kommen jetzt in die Pubertät. Du meine Güte! Sie werden launenhaft (Penélope), aggressiv (Napoleon), benehmen sich rüpelhaft (Berganza), und gestern war sogar meine kluge Fortuna beleidigt! Warum bist Du beleidigt, mein Herz, frage ich. Es stellt sich heraus, daß Karl sie (nicht zum ersten Mal) Aurora genannt hat. Ach, mein Karl! Leider besitzt er überhaupt keinen Sinn für die Feinheiten des Lebens.
Schaut einmal.
Das ist Fortuna:




Schaut Euch ihr intelligentes Gesicht an!
Das hingegen ist Aurora:




Meine Morgenröte! Meine poetische Aurora! Erinnert Ihr Euch?

Y en la mañana está desierto
el mundo: duermen las arañas,
los hombres, los perros, el viento:

los cerdos gruñen, y amanece
.

Wie könnte man die beiden verwechseln? Zwei derart gegensätzliche Seelen! Ich habe sie mit Auszügen aus
Hob VIIb:2
getröstet. Schweine sind dankbare Zuhörer, da sie nicht in jeder Pause ihre Schnupftücher hervorholen. Später lagen Aurora und Fortuna noch eine lange Zeit beieinander, und ich habe sie leise lachen hören. Ich weiß nicht, was sie im Schilde führen.




Gehabt Euch wohl!
Dulcinea

Donnerstag, 5. März 2009

Mittwoch, 4. März 2009

Im Garten


Schweine wurden schon immer gern verkannt, das hat Tradition. Aber ich sage Euch, es sind wirklich intelligente Tiere, vernünftig, anständig und gerecht. Meine halten sich den ganzen Tag im Garten auf und suhlen sich im Schlamm des Lebens. Seht Ihr, wie sie dabei lächeln?




Ich habe das Gefühl, daß auch dieses Jahr wieder sehr poetische Naturen unter ihnen sind. Unsicher bin ich bei Pe. Sie ist zwar schön, aber an meine Lieblinge Aurora und Fortuna, die die Unruhe kaum kennen, reicht sie nicht heran. Ich werde aufpassen müssen, denn sie verdreht Napoleon den Kopf, und auch Berganza grunzt eine ganze Oktave höher (und lauter), wenn sie in seine Nähe kommt.
Zur Entspannung der Situation hat sich Musik bewährt.



Hier spiele ich gerade BWV 1007. Ja, nicht sehr einfallsreich, aber immer wieder wirkungsvoll, denn danach sind alle meine Schweine friedlich.
Es grüßt Euch herzlich,

Dulcinea